Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor zwei Gebrauchtwagen: Beide wirken gepflegt, beide haben den gleichen Preis – doch während das eine Auto nur 50.000 Kilometer auf dem Tacho hat, zeigt das andere bereits 180.000 Kilometer

Der Kilometerstand kann oft mehr über die Historie eines Fahrzeugs verraten als sein äußeres Erscheinungsbild. Doch bedeutet eine hohe Laufleistung automatisch einen schlechteren Zustand? In diesem Blog-Artikel klären wir auf. 

Was bedeutet der Kilometerstand überhaupt? 

Der Kilometerstand gibt an, wie viele Kilometer ein Fahrzeug insgesamt zurückgelegt hat, seit es in Betrieb genommen wurde. Er wird vom Kilometerzähler (auch Tachometer genannt) im Auto angezeigt, der sich im Armaturenbrett befindet. 

Der Wert des Kilometerstandes steigt mit jeder gefahrenen Strecke und dient als wichtiger Indikator für die Nutzung und den Verschleiß eines Fahrzeugs. Ein niedriger Kilometerstand deutet häufig auf eine geringe Nutzung des Fahrzeugs hin, während ein hoher Kilometerstand darauf schließen lässt, dass das Auto intensiv genutzt wurde. 

Die Erfassung und Dokumentation des Kilometerstands kann erfolgen durch: 

Auto digitaler Tachometer1. Klassischer Kilometerzähler (Odometer) 

  • Mechanisch (bis ca. 1990): Drehtrommelzähler, Manipulation mit Bohrmaschine möglich. 
  • Elektronisch (heute Standard): Speicher im Kombiinstrument und oft im Motor/ABSSteuergerät gespiegelt, Auslesen per OBD II. 

2. Serviceheft & Werkstattrechnungen 

Jeder Ölwechsel, Bremsen oder Reifenservice liefert einen Zeit-/Kilometerstempel. Mehrere aufeinanderfolgende Belege mit plausiblen Kilometerintervallen sind die beste Waffe gegen Tachobetrug. 

3. HU-Berichte und Prüfprotokolle 

In Deutschland wird der Tachostand seit 2013 bei jeder HU/AU in die Prüfdatenbank eingespielt. Übrigens: Der Prüfer vermerkt auch Auffälligkeiten (z.B. „Tachostand wirkt manipuliert“). 

4. Herstellerspezifische Online-Datenbanken 

Viele Marken (VW, Audi, BMW, Volvo …) führen digitale Wartungshefte. Autorisierte Betriebe können Einträge nicht nachträglich verändern – größerer Schutz vor Manipulation. 

5. Fleet & Telematiksysteme 

Nutzfahrzeug und CarSharingFlotten verwenden CANBusTracker oder OEMTelematik. Kilometerdaten gehen per Mobilfunk in Echtzeit an das Fuhrparkportal. 

Wie beeinflusst der Kilometerstand den Verkaufspreis eines Gebrauchtwagens? 

Der Kilometerstand ist nach Baujahr der stärkste Preistreiber bei Gebrauchtwagen. Jeder zusätzliche Kilometer reduziert den Marktwert, weil er Verschleiß und Kostenrisiko signalisiert. Mit vollständigen Serviceunterlagen, gutem Wartungszustand und geschicktem Verkaufstiming lässt sich der Preisabschlag beim Auto jedoch deutlich abfedern. 

Auto Tacho Kilometerstand 10.000 KilometerGrobe Daumenregel für Preisabschläge: 

  • bis 30.000  km: fast Neuwagen – Wertminderung primär alterungs statt laufleistungsbedingt 
  • bis 60.000  km: 5 bis 10 % Abschlag pro zusätzlichem 10.000 km Block (je nach Segment) 
  • 60.000  bis 120.000  km: 10 bis 15 % Abschlag pro 10 000 km Block, weil erste größere Verschleißreparaturen anstehen 
  • über 150.000  km: Abschläge von 15  bis  25 % pro 10 000  km sind nicht ungewöhnlich, außer bei begehrten Nutzfahrzeugen, Dieseln oder Liebhaberfahrzeugen 

Beispiel: 

Ein vier Jahre alter Mittelklasse-Benziner mit 60.000 km kostet laut Händler-Schätzlisten rund 18.000 €. Hat derselbe Wagen 90 000 km, werden oft nur rund 15.000 € erzielt – ein reiner Laufleistungsabschlag von rund 3.000 € bzw. 17 %. 

Ist der Kilometerstand das einzige Indiz beim Gebrauchtwagenkauf? 

Der Kilometerstand eines Gebrauchtwagens zeigt zwar, wie viel er schon gefahren wurde, Sie sollten jedoch auch viele weitere Merkmale des Fahrzeugs prüfen, um dessen Zustand richtig einzuschätzen. 

Achten Sie daher beim Kauf eines Gebrauchtwagens unbedingt auf die folgenden Punkte: 

  • Instandhaltung: Ein gut gewartetes Gebrauchtfahrzeug kann trotz hoher Laufleistung in gutem Zustand sein. Ein Blick ins Serviceheft und die Überprüfung regelmäßiger Inspektionen wie Ölwechsel oder Zahnriementausch sind wichtig. 
  • Einsatzbereich & Nutzungsart: Fahrzeuge, die überwiegend auf Autobahnen bewegt wurden, unterliegen in der Regel einem geringeren Verschleiß als solche, die hauptsächlich im Stadtverkehr für Kurzstrecken genutzt wurden. Langstreckenfahrten belasten Bremsen und Getriebe weniger stark. Dennoch ist Vorsicht geboten, da auch häufig auf Autobahnen eingesetzte Fahrzeuge Verschleißerscheinungen aufweisen können – insbesondere dann, wenn sie von Fahrern genutzt wurden, die durch dauerhaft hohe Geschwindigkeiten den Motor überbeansprucht haben. 
  • Fahrzeugmodelle: Bestimmte Fahrzeugmodelle und Motorentypen zeichnen sich durch eine hohe Laufleistung aus. So gelten Dieselantriebe häufig als besonders langlebig und erreichen nicht selten Laufleistungen von 300.000 Kilometern oder mehr. Im Gegensatz dazu neigen kleinere Motoren, wie etwa 3-Zylinder-Benziner mit geringem Hubraum, dazu, ihre Belastungsgrenze früher zu erreichen. 
  • Unfallschäden: Vorschäden können die Sicherheit und Lebensdauer eines Fahrzeugs maßgeblich beeinträchtigen und erfordern daher eine gründliche Überprüfung. Mangelhaft reparierte Unfallschäden bergen das Risiko von Folgeschäden, wie etwa Rostbildung, einer verringerten strukturellen Stabilität der Karosserie oder Defekten an essenziellen Bauteilen. Besonders sicherheitskritische Komponenten wie Airbags, Bremsen oder die Fahrwerksgeometrie könnten betroffen sein, was nicht nur den Wert des Fahrzeugs mindert, sondern auch eine potenzielle Gefahr für zukünftige Nutzer darstellt. 
  • Zustand von Karosserie und Innenraum: Der äußere Zustand eines Fahrzeugs wie Rost, Dellen oder Kratzer gibt wertvolle Hinweise auf den allgemeinen Pflegezustand und den Umgang des Vorbesitzers mit dem Fahrzeug. Auch der Innenraum spielt eine wichtige Rolle: Abnutzungsspuren an Polstern, Gurten, Armaturen oder der Elektronik können auf Vernachlässigung hinweisen. Schäden an sicherheitsrelevanten Bauteilen wie Gurten oder Airbags sind besonders kritisch. Zudem können Reparaturen und Ausbesserungen an Karosserie und Innenraum wie das Entfernen von Rost oder das Ersetzen beschädigter Bauteile hohe Folgekosten verursachen. Eine gründliche Prüfung dieser Aspekte ist daher unerlässlich, um unvorhergesehene Kosten zu vermeiden und den tatsächlichen Wert des Fahrzeugs realistisch einzuschätzen. 
  • Standzeiten & Fahrzeugalter: Lange Standzeiten und das Fahrzeugalter sind wichtige Faktoren beim Gebrauchtwagenkauf. So kann ein Gebrauchtwagen mit einem Alter von zum Beispiel 10 Jahren und nur 50.000 km darauf hindeuten, dass er lange Zeit nicht genutzt wurde. Lange Standzeiten, vor allem wenn das Fahrzeug nicht in einer Garage gestanden hat, können Schäden wie Rost, festgesetzte Bremsen oder poröse Dichtungen verursachen, die oft Zusatzkosten für Reparaturen nach sich ziehen. 
  • Allgemeine Zustand: Der allgemeine Zustand von Motor, Getriebe, Reifenprofilen und Beleuchtung spielt eine zentrale Rolle bei der Bewertung eines Fahrzeugs, da er Aufschluss über die Zuverlässigkeit und Sicherheit gibt. Ein gut gewarteter Motor sorgt für eine gleichmäßige Leistungsentfaltung und einen effizienten Kraftstoffverbrauch, während ein intaktes Getriebe für reibungslose Schaltvorgänge und eine lange Lebensdauer essenziell ist. Reifen mit ausreichendem Profil gewährleisten eine sichere Straßenhaftung, insbesondere bei Nässe oder schwierigen Witterungsbedingungen. Ebenso ist die Funktionstüchtigkeit der Beleuchtung entscheidend, da sie nicht nur die Sichtbarkeit des Fahrzeugs im Straßenverkehr sicherstellt, sondern auch die eigene Sicht bei Dunkelheit oder schlechten Lichtverhältnissen verbessert. Eine sorgfältige Überprüfung dieser Komponenten ist daher unerlässlich, um mögliche Mängel frühzeitig zu erkennen und den tatsächlichen Wert des Fahrzeugs realistisch einzuschätzen. 

Sie sehen, der Kilometerstand beim Gebrauchtwagen ist somit nur ein Teilaspekt beim Kauf. Eine umfassende Prüfung des Autos ist notwendig, um eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen. 

Wie viele km sollte ein Gebrauchtwagen höchstens haben? 

Gebrauchtwagen Prüfung vor KaufEine allgemeingültige Grenze für die maximale Laufleistung eines Gebrauchtwagens gibt es nicht, da wie eben beschrieben verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Die Wahl des idealen Kilometerstands hängt unter anderem ab von: 

  • Fahrzeugklasse 
  • der geplanten Nutzung 
  • dem verfügbaren Budget 
  • dem Zeitpunkt des Kaufs 

Während ein niedriger Kilometerstand oft mit geringerer Abnutzung einhergeht, können auch Fahrzeuge mit höherer Laufleistung bei entsprechender Wartung eine sinnvolle Option sein. 

Als Orientierung können folgende Werte gelten: 

  • bis 50.000 km: Junge Gebrauchtwagen in diesem Bereich weisen meist nur geringe Gebrauchsspuren auf, verfügen oft noch über eine Herstellergarantie und versprechen eine lange Restlaufzeit – sofern sie stets gut gepflegt und regelmäßig gewartet wurden. 
  • 50.000 bis 100.000 km: Viele Fahrzeuge in diesem Segment sind weiterhin in gutem Zustand, sofern sie regelmäßig gewartet wurden. Modelle mit einem gepflegten Wartungsheft können hier eine gute Wahl sein. 
  • 100.000 bis 150.000 km: Je höher die Laufleistung, desto wichtiger wird der technische Zustand. Dokumentierte Inspektionen, ausgetauschte Verschleißteile (Kupplung, Bremsen, Fahrwerk) und eine nachvollziehbare Wartungshistorie (Wartungsnachweise und Reparaturrechnungen) sind hier entscheidend. 
  • über 150.000 km: In diesem Bereich steigt das Risiko für kostenintensive Reparaturen, allerdings gibt es Ausnahmen. Robuste Motoren, insbesondere von Langstreckenfahrzeugen oder hochwertigen Marken wie BMW können bei guter Pflege noch viele Kilometer zuverlässig zurücklegen. 

Aktuelle Statistiken gehen davon aus, dass Pkw pro Jahr im Schnitt rund  22.500 Kilometer zurücklegen. Diese Zahl schwankt je nach Alter der Fahrer, Region und Arbeitsweg, eignet sich aber gut als grober Richtwert. Teilt man die Gesamtfahrleistung eines Gebrauchtwagens durch diesen Jahreswert, lässt sich die "erwartbare" Kilometerzahl für jedes Fahrzeugalter abschätzen. 

Der durchschnittliche Kilometerstand von Gebrauchtwagen nach Altersgruppen beträgt demnach: 

Fahrzeugalter 

Erwartbare Laufleistung 

1 Jahre 

22.000 bis 24 .000 km 

3 Jahre 

65.000 bis 70.000 km 

5 Jahre 

110.000 bis 120.000 km 

8 Jahre 

175.000 bis 185.000 km 

10 Jahre 

220.000 bis 240.000 km 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Kilometerleistung schwankt z.B. durch: 

  • Berufspendler vs. Stadtbewohner 
  • Fahreralter – Berufstätige zwischen 20 und 54 Jahren kommen im Schnitt auf gut 15 000 Meilen, Rentner und Fahranfänger liegen etwa 30 % darunter 
  • Pandemie-Effekte – 2020/21 sanken die Jahreskilometer vieler Autos deutlich. 

Wie kann man einen manipulierten Kilometerstand erkennen? 

Der Kilometerstand eines Gebrauchtwagens ist ein entscheidender Faktor für dessen Wert und Zustand. Leider kommt es immer wieder vor, dass Verkäufer den Kilometerstand manipulieren, um einen höheren Preis zu erzielen. Doch es gibt verschiedene Hinweise und Methoden, mit denen Sie einen manipulierten Kilometerstand erkennen können. 

EU-Verordnung zum Schutz vor Tachomanipulation 

Auto Tachometer ausgebautDie EU-Verordnung zum Schutz vor Tachomanipulation (Verordnung (EU) Nr. 2017/1151) wurde mit dem Ziel eingeführt, den Missbrauch von Kilometerzählern zu verhindern und das Vertrauen der Verbraucher in den Gebrauchtwagenmarkt zu stärken. Diese Verordnung verpflichtet Hersteller von Fahrzeugen seit dem 1. September 2017, neue Modelle mit technischen Lösungen auszustatten, die den Kilometerstand vor Manipulation schützen. 

Der Schutz des Kilometerstands ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine sicherheitstechnische Notwendigkeit, da manipulierte Kilometerstände zu unzutreffenden Fahrzeugbewertungen und möglicherweise zu erhöhten Sicherheitsrisiken führen können. 

Die Verordnung fordert eine systematische Absicherung des Kilometerstands durch "systemische Techniken" in Fahrzeugen, um Manipulationen zu verhindern. Trotz dieser rechtlichen Vorgaben bleibt die praktische Umsetzung in vielen Bereichen hinter den Erwartungen zurück, und Tachomanipulation stellt weiterhin ein ernstzunehmendes Problem dar

Experten fordern daher eine weitergehende Klarheit in den technischen Vorschriften, unabhängige Prüfungen und strengere Sanktionen, um die Wirksamkeit des Schutzes zu gewährleisten und die Verbraucher effektiv zu schützen. 

Rechtslage zu Manipulationsgeräten für Kilometerstandsänderungen 

Die Herstellung und der Verkauf von Geräten zur Tachomanipulation, den sogenannten "Tachojustierern" oder "Diagnosegeräten", sind in Deutschland legal. Ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat diese Praxis als nicht zu verbieten erachtet, da viele Anbieter ihren Sitz im Ausland haben und ein nationales Verbot daher leicht umgangen werden könnte. 

Verboten sind jedoch: 

  • der Besitz der Geräte sowie der Software zur Kilometermanipulation, sofern sie zur Manipulation eingesetzt wird 
  • die Durchführung der Tachomanipulation 

Die Manipulation des Kilometerstandes von Fahrzeugen ist seit August 2005 in Deutschland gesetzlich verboten und wird nach dem Straßenverkehrsgesetz, konkret durch §22b, strafrechtlich verfolgt. Wer den Kilometerstand eines Fahrzeugs verändert, riskiert eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.  

Zusätzlich ist es untersagt, in öffentlichen Medien wie Zeitungen oder dem Internet Werbung für Tachomanipulation zu machen. 

Der Verkauf eines Fahrzeugs, dessen Kilometerstand manipuliert wurde, kann darüber hinaus als Betrug gemäß § 263 StGB gewertet werden, was mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren bestraft werden kann. 

Diese rechtlichen Regelungen sollen nicht nur den fairen Handel mit Gebrauchtfahrzeugen sichern, sondern auch die Sicherheit auf den Straßen gewährleisten. 

Wie gehen Betrüger häufig bei der technischen Manipulation des Kilometerstands vor? 

Betrüger greifen heutzutage auf verschiedene technische Methoden zurück, um den Kilometerstand von Fahrzeugen zu manipulieren, wobei die Art der Manipulation oft vom Alter und der Ausstattung des Fahrzeugs abhängt

Bei älteren Fahrzeugen, die noch mit analogen Tachometern ausgestattet sind, wird der Kilometerstand häufig mechanisch zurückgedreht. Dies kann durch das physische Zurückdrehen der Kilometerwalze oder den Austausch des gesamten Tachos erfolgen. 

Moderne Fahrzeuge, die mit digitalen Displays arbeiten, erfordern hingegen elektronisch basierte Manipulationen. Hierfür kommen spezialisierte Geräte zum Einsatz, die leicht erhältlich sind und oftmals schon ab 100 bis 300 Euro im Handel angeboten werden. Diese Manipulationsgeräte werden an die Diagnosebuchse des Fahrzeugs angeschlossen, wodurch der Kilometerstand in wenigen Sekunden ohne den Ausbau des Tachos oder anderer Bauteile verändert werden kann. Die enthaltene Software ermöglicht es, den Kilometerstand auf einen beliebigen Wert zu setzen. 

Erfahrene Betrüger gehen noch weiter und manipulieren nicht nur den Tacho, sondern auch die Kilometerstandsdaten in verschiedenen Steuergeräten des Fahrzeugs. Auf diese Weise wird der Kilometerstand systematisch in allen relevanten Systemen angepasst, was es noch schwieriger macht, die Manipulation nachzuweisen. 

Diese Veränderungen erfolgen nicht nur kurz vor dem Verkauf eines Gebrauchtwagens, sondern oft auch während der Nutzung des Fahrzeugs, insbesondere bei Leasingfahrzeugen. So können in der Fahrzeughistorie falsche Kilometerstände eingetragen werden, was dem Fahrzeug eine geringere Laufleistung vorgaukelt und den Verkaufswert künstlich steigert. 

Warnzeichen für Tachomanipulation und was Sie tun können 

Es ist nicht einfach, eine Tachomanipulation nachzuweisen – oft selbst für Experten und Sachverständige. Doch auch ohne Fachkenntnisse gibt es Möglichkeiten, Hinweise auf einen manipulierten Kilometerstand zu finden:

Auto Scheckheft gepflegtUnstimmigkeiten in der Fahrzeughistorie und Dokumentation 

  • Fahrzeughistorie prüfen: Unstimmigkeiten oder widersprüchliche Angaben zum Kilometerstand in Wartungs-, TÜV- und Reparaturberichten. Achten Sie auf auffällige Sprünge oder rückläufige Kilometerstände. 
  • Scheckheft und Berichte: Prüfen Sie die Angaben im Scheckheft auf Abweichungen von der durchschnittlichen Jahreslaufleistung (ca. 12.000 km/Jahr). Wenn die Einträge im Scheckheft ungewöhnlich erscheinen, wie z.B. alle in derselben Handschrift, könnte es sich um eine Fälschung handeln. 
  • TÜV- und AU-Berichte: Überprüfen Sie die Kilometerangaben in den Haupt- und Abgasuntersuchungsberichten. Fehlen diese Einträge oder stimmen sie nicht mit dem aktuellen Tacho überein, könnte das ein Hinweis auf Manipulation sein. 
  • Fehlende Dokumente: Wenn wichtige Dokumente fehlen oder nicht verfügbar sind, kontaktieren Sie die zuständige Werkstatt, die digitale Aufzeichnungen des Kilometerstands und der Reparaturhistorie besitzt. 

Überprüfung von Aufklebern und Servicehinweisen 

  • Service-Aufkleber und Plaketten: Überprüfen Sie Aufkleber im Motorraum, wie zum Beispiel für Ölwechsel oder Inspektionen. Wenn ein hoher Kilometerstand auf einem Aufkleber vermerkt ist, der stark von dem Tachostand abweicht, könnte eine Manipulation vorliegen. 
  • Ölwechsel-Aufkleber: Achten Sie darauf, dass die angegebene Kilometerzahl auf einem Ölwechsel-Aufkleber mit dem Tacho übereinstimmt. Wenn ein nächster Ölwechsel für 150.000 km angesetzt ist, der Tacho jedoch nur 70.000 km anzeigt, deutet das auf eine Manipulation hin. Ein Ölwechsel ist in der Regel spätestens nach 40.000 Kilometern fällig. 

Zustand des Fahrzeugs und Innenraums 

  • Abnutzung im Innenraum: Überprüfen Sie den Zustand des Innenraums wie das Lenkrad, die Pedale und Sitze. Ein stark abgenutztes Lenkrad oder abgegriffene Pedale bei einem angeblich wenig gefahrenen Fahrzeug deuten auf eine höhere Laufleistung hin. 
  • Verschleißspuren am Fahrzeug: Achten Sie auf abgenutzte Reifen, verschlissene Bremsscheiben oder einen insgesamt abgenutzten Eindruck des Fahrzeugs. Solche Spuren passen oft nicht zu einem niedrigen Kilometerstand und können ein Anzeichen für Manipulationen sein. 

Überprüfung der Fahrzeug-Identifikationsnummer (VIN) 

  • Abgleich der VIN: Vergleichen Sie die Fahrzeug-Identifizierungsnummer (FIN/VIN) mit Online-Datenbanken, um Kilometerstände aus verschiedenen Quellen zu überprüfen und mögliche Unregelmäßigkeiten aufzudecken. 

Technische Prüfungen und Expertenhilfe 

  • Gebrauchtwagen-Check: Lassen Sie das Fahrzeug von einem Experten in einer Werkstatt, beim TÜV oder ADAC auf den Prüfstand stellen. Fachleute können den Zustand des Fahrzeugs wie den Motor, die Bremsen und die Radachsen untersuchen und feststellen, ob der Kilometerstand mit dem Fahrzeugzustand übereinstimmt. 
  • Werkstatt-Check: Lassen Sie in der Werkstatt die Fehler- und Wartungsintervall-Speicher des Fahrzeugs auslesen. Die dort aufgezeichneten Kilometerstände sollten nicht höher sein als der im Kombiinstrument angezeigte Gesamtkilometerstand. Zudem kann die Werkstatt im Verdachtsfall das Produktionsdatum von Tacho und Steuergeräten ermitteln lassen. 

Kontakte und Kommunikation mit Vorbesitzern 

  • Kontakt zum Vorbesitzer: Stellen Sie an den Vorbesitzer Fragen zum Kilometerstand des Fahrzeugs. Den vorherigen Besitzer des Wagens können Sie in der Zulassungsbescheinigung Teil II (Fahrzeugbrief) einsehen. Selbigen können Sie auch zur Fahrzeughistorie befragen. 

 

Häufige Fragen zum Kilometerstand bei Gebrauchtwagen 

 

Wie kann ich sicherstellen, dass der Kilometerstand stimmt? 

Vergleichen Sie Tachostand, Serviceheft / digitale Wartungseinträge und die Kilometerangaben auf HU-Berichten oder Werkstattrechnungen: Alle Werte sollten logisch aufeinanderfolgen. 

Lassen Sie bei modernen Fahrzeugen die Kilometer in Motor, Getriebe und ABSSteuergerät über die OBD-Schnittstelle auslesen. Abweichungen deuten auf Manipulation hin. 

Achten Sie auf Plausibilität: Ein angeblicher 60 000kmWagen mit stark abgenutztem Lenkrad oder Sitzpolster ist verdächtig. 

Kaufen Sie möglichst bei Händlern oder Privatleuten, die alle Belege (Tank, Reifen, Reparaturrechnungen) griffbereit haben. 

Wie wirkt sich der Kilometerstand auf den Wiederverkaufswert meines Gebrauchtwagens aus? 

Je höher die Laufleistung, desto größer der Abschlag, weil Käufer künftige Verschleiß und Reparaturkosten einpreisen.

Faustregeln vieler Preislisten: 

  • bis 60.000 km: moderater Wertverlust 
  • 60.000 bis 120.000 km: 10 bis 15 % Preisabschlag je 10.000 km 
  • über 150.000 km: hohe Abschläge, außer bei robusten DieselKombis oder Liebhaberfahrzeugen 
     

Ist ein hoher Kilometerstand immer ein Zeichen für ein schlechtes Auto? 

Nein. Wichtig ist, wie die Kilometer zustande kamen und wie das Auto gewartet wurde: 

  • Ein Langstreckenfahrzeug (viel Autobahn, wenig Kaltstarts) mit 200.000 km und lückenloser Wartung kann besser sein als ein 80.000kmStadtwagen ohne Serviceprotokolle. 
  • Kritisch sind eher Kurzstrecken, Vernachlässigung von Öl und Zahnriemenwechseln oder sichtbare Vernachlässigung (Rost, Undichtigkeiten) 

Kurz: Laufleistung ist nur ein Qualitätsindikator – Wartungshistorie, Zustand und Modellzuverlässigkeit wiegen genauso schwer. 

Wie lange hält ein Gebrauchtwagen bei hohen Kilometerständen? 

Mit konsequenter Wartung können moderne Motoren und Getriebe 300.000 km und mehr erreichen. Entscheidende Faktoren: 

  • Wartungsplan – Ölwechsel, Zahnriemen, Bremsflüssigkeit & Co. termingerecht einhalten 
  • Fahrprofil – weniger Kaltstarts und Kurzstrecken erhöhen die Lebensdauer 
  • Verschleißteile – Fahrwerk und Bremskomponenten lassen sich relativ preiswert erneuern und verlängern die Nutzungsdauer 

Kauft man einen 180.000 km Wagen mit guter Historie, sind weitere 50.000 bis 100.000 km durchaus realistisch, bevor wirklich teure Grundinstandsetzungen (Motor, Automatikgetriebe) drohen. 

Ab wann gilt ein Gebrauchtwagen als "Langstreckenfahrzeug"? 

Als grobe Faustregel spricht man ab rund 20.000 km Jahreslaufleistung bzw. 200.000 km Gesamtfahrleistung von einem Langstreckenwagen. Entscheidend ist aber das Fahrprofil (viel Autobahn, wenig Kaltstarts). 

Kann ein digitaler Tacho überhaupt noch manipuliert werden? 

Ja – per OBD-Hardware oder Steuergeräte-Flash. Allerdings speichern moderne Modelle den KM-Stand redundant (z.B. im Motor und ABS-Steuergerät), weshalb Diskrepanzen per Diagnose erkennbar sind. 

Welche Dokumente sollte ich vor dem Kauf unbedingt einsehen? 

Serviceheft/digitale Historie, HU-Berichte, Werkstattrechnungen, Belege und gegebenenfalls Leasing-Rückgabeprotokolle. 

Kann ein zurückgedrehter Kilometerstand strafrechtliche Folgen haben? 

In Deutschland seit 2005 ja (§ 22b StVG). Manipulation bzw. Inverkehrbringen mit falschem KM-Stand ist eine Straftat und kann Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr nach sich ziehen. 

Warum spielt der Kilometerstand bei Leasingrückläufern eine so große Rolle? 

Leasing-Verträge kalkulieren Restwert und Monatsrate auf Basis einer vereinbarten Laufleistung. Über oder Unterkilometer werden finanziell ausgeglichen – zu viele Kilometer senken den Restwert. 

Sinkt der Wert eines Autos schneller mit Kilometern oder mit dem Alter? 

In den ersten drei Jahren dominiert das Alter (Neuwertverlust). Ab etwa vier bis fünf Jahren wird die Laufleistung zum wichtigeren Preisfaktor, weil große Wartungen und Verschleißkosten näherrücken. 

 

 

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