Wildunfälle können sowohl für die Tiere als auch für die Autoinsassen sehr gefährlich werden. Im Dunkeln oder in der Dämmerung sind Reh, Wildschwein und Co. kaum auszumachen, noch dazu, wenn die Straße mitten durch ein Waldgebiet führt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich nach einem Wildunfall richtig verhalten, wen Sie informieren müssen und wer für die Schadenregulierung verantwortlich ist.
Sicherungsmaßnahmen direkt nach dem Wildunfall
Die Verhaltensmaßnahmen sind zunächst denen eines "normalen" Unfalls gleich:
- Schalten Sie die Warnblinkanlage ein.
- Ziehen Sie die Warnweste an.
- Sichern Sie die Unfallstelle mit einem Warndreieck.
- Sind Personen verletzt, rufen Sie Hilfe über die 112 und leisten Sie Erste Hilfe.
Wen muss man nach einem Wildunfall informieren?
Bei Wildunfällen muss immer die Polizei verständigt werden, selbst wenn es keine Verletzten gibt. In den meisten Bundesländern muss zusätzlich ein Jäger informiert werden, was in der Regel die Polizei übernimmt. Lassen Sie sich vom Jäger unbedingt eine Wildschadenbescheinigung ausstellen. Das alles ist wichtig, um später Ansprüche bei der Versicherung geltend machen zu können.
Nebenbei ein Hinweis zur Einordnung als Wildunfall: Unter einen Wildunfall fallen nur Zusammenstöße/Beinahe-Unfälle mit Haarwild, z.B. Rehen, Hirschen, Wildschweinen, Füchsen oder Hasen. Sie sind vom Federwild zu unterscheiden, z.B. Fasan oder Truthahn. Das wird später im Abschnitt zur Kostenübernahme durch die Versicherung noch einmal relevant.
Was soll man mit dem toten/verletzten Tier machen?
Ist das Tier tot, ziehen Sie es möglichst an den Randstreifen, um weitere Unfälle zu vermeiden. Aber: Nicht mit bloßen Händen anfassen, um die Übertragung von Krankheiten und Parasiten zu vermeiden.
Wenn das Tier nur verletzt ist, lassen Sie es besser liegen und warten in sicherer Entfernung auf Jäger und Polizei. Die Tiere könnten sich im verletzten Zustand wehren und Ihnen Schaden zufügen.
Unterlassen Sie es auf jeden Fall, das Tier vom Unfallort zu entfernen. Das kann Ihnen als Wilderei ausgelegt und mit Strafen belegt werden.
Wer bezahlt den Schaden nach einem Wildunfall?
Je nachdem, wie der Unfall verlaufen ist, erfolgt die Schadenregulierung über die Teilkasko- oder die Vollkaskoversicherung:
Teilkaskoversicherung:
Der Schaden am Fahrzeug muss nachweislich durch das Wildtier, genauer gesagt Haarwild, entstanden sein. Beim Zusammenstoß ist das natürlich leicht erkennbar. Schwieriger ist es bei Schäden, die durch ein Ausweichmanöver entstanden sind und bei denen das Tier geflohen ist. In dem Fall können Sie zwar einen sogenannten Aufwendungsersatz fordern, allerdings ist es ohne Zeugen schwierig, solch ein wildbedingtes Ausweichmanöver nachzuweisen.
Vollkaskoversicherung:
Sie springt ein, wenn Sie nicht nachweisen können, dass die Schäden Folge eines Ausweichmanövers aufgrund eines Beinahe-Zusammenstoßes mit einem Wildtier sind. Außerdem ist die Vollkaskoversicherung zuständig bei Unfällen mit Federwild.
Übrigens werden mit der Vollkaskoversicherung auch Schäden mit allen anderen Tieren reguliert, auch Haustieren.
Unabhängig von den Versicherungstypen sollten Sie bedenken, dass je nach Versicherungsgesellschaft unterschiedliche Regelungen gelten können. Informieren Sie sich daher vorab in den jeweiligen Klauseln zu Wildschäden.
Tipps, um Wildunfälle zu vermeiden
In Deutschland gibt es pro Jahr rund 270.000 Wildunfälle. Die meisten Kollisionen passieren mit Rehen, danach folgt das Wildschwein. Durch den starken Anstieg der Wildschweinpopulation nehmen die Zusammenstöße jedoch immer mehr zu.
Tests von ADAC zum Thema Wildunfall zeigen, welche extremen Folgen der Aufprall eines ausgewachsenen Hirschs mit rund 55 Kilogramm bei einer geringen Geschwindigkeit von 40 km/h hat. Für die Insassen hatte das zwar keine Auswirkungen, in der Regel ist man als Autofahrer in solch einer Situation aber deutlich schneller unterwegs.
Hohes Tempo, hohes Risiko für Kollisionen
Die beste Methode, Wildunfälle zu vermeiden, ist demnach die Drosselung des Tempos an typischen Wildwechselstellen, also in Waldabschnitten oder an Feldrändern. Oftmals wird die Gefahr schon durch ein Verkehrszeichen (rotes Dreieck mit Rehdarstellung, teils mit Ergänzung "Achtung Wildwechsel") verdeutlicht. Die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht vorwiegend während der Dämmerung abends und morgens.
Halten Sie sich in diesen Bereichen und zu diesen Zeiten immer bremsbereit und fahren Sie nicht schneller als 80 km/h. Ab 80 km/h beträgt der Bremsweg schon rund 55 Meter.
Die Tiere können die von Fahrzeugen ausgehende Gefahr nicht abschätzen und laufen daher auch kurz vor Passieren des Fahrzeugs auf die Straße. Bremsen Sie daher rechtzeitig ab, wenn Sie ein Tier von Weitem sehen. Schalten Sie außerdem das Fernlicht aus (blendet die Tiere und lässt sie stehen bleiben) und hupen Sie. In der Regel vertreibt der Ton die meisten Wildtiere.
Wenn der Wildunfall doch nicht mehr zu vermeiden ist
Sie merken, dass die Kollision mit dem Wild nicht vermeidbar ist? Dann versuchen Sie auf keinen Fall auszuweichen. Je höher die Geschwindigkeit ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass Sie mit dem Fahrzeug beim Ausweichen noch heftigere Unfälle verursachen.
Halten Sie das Lenkrad fest und machen Sie eine Vollbremsung. Versuchen Sie dabei, in der Spur zu bleiben.
Diese Regeln gelten aber nur für drohende Zusammenstöße mit einem großen Wildtier. Bei einem Eichhörnchen z.B. sollten Sie nicht scharf bremsen. Der dadurch verursachte Zusammenstoß mit dem dahinter fahrenden Auto wäre gefährlicher als der Aufprall des kleinen Tieres.
Wer mehr zum Thema erfahren möchte, kann sich beim Deutschen Jagverband e.V. informieren: Wildunfall verhindern.
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