Eine Weltreise mit dem motorisierten Zweirad – das haben sich die beiden Motorradfans Andrea Schuld und Thomas Mendle schon lange gewünscht. 2019 hat sich dieser Traum endlich erfüllt und es ging in Valparaiso/Chile los, Richtung "Startort" Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt. 

Warum für die beiden für solch eine Tour Motorräder ein Muss sind, wie sich der Reisevirus und der allseits bekannte Corona-Virus in die Quere kamen und welchen Überraschungen die beiden auf ihren bisherigen Routen begegnet sind, verraten sie nicht nur auf ihrem Blog bikevoyagers.de, sondern auch in unserem heutigen Interview.

Copacobana Arequipa

Stellen Sie sich und Ihren Blog bitte kurz für unsere Leser vor!

Die „Bike Voyagers“ heißen in zivil Andrea Schuld (52) und Thomas “Tom“ Mendle (50), beide seit unserem 18. Lebensjahr eingefleischte Motorradfahrer. Zu jeder Reise gehören für uns zwangsläufig auch zwei Räder mit einem Motor in der Mitte.

Im Oktober 2019 sind wir schließlich zur großen Reise von Chile nach Feuerland und von dort gen Alaska aufgebrochen. Nach 24.000 Kilometern brach die Pandemie im März 2020 auch über uns herein: Wir saßen im Süden Perus auf einer kleinen Missionsstation in totaler Ausgangssperre – für fünf Wochen, bis wir schließlich das Land mit dem letzten Regierungsflug noch verlassen konnten. Die Motorräder standen zwei Jahre unbewegt nahe Lima.

Im April 2022 schließlich haben wir die Fortsetzung in Angriff genommen. Die ganze Reise lässt sich in Wort und Bild hautnah verfolgen auf www.bikevoyagers.de. Kleine Häppchen wie Hingucker und Kuriositäten servieren wir laufend auf Facebook unter www.facebook.com/bikevoyagers.

Mit welchen Motorrädern sind Sie unterwegs und warum? 

Unsere Wahl fiel auf die BMW F 650 GS (Einzylinder) in der Facelift-Version mit Doppelzündung ab 2004. Andreas Bike ist wegen der Sitzhöhe eine Standard-GS, Tom fährt eine „Dakar“ mit längeren Federwegen und 21-Zöller vorn. Beide haben wir für die Reise stark modifiziert: Aluboxensystem, Scorpion-Sportauspuff, Touratech-Fahrwerk (nur Dakar), Zusatzscheinwerfer, Scheinwerfergitter, elektr. Kettenöler, Schaumstoffluftfilter, Standrohrschützer, Eigenbau-Staurohre, Offroadfußrasten etc. pp.

Wegen der vielen üblen Pisten kommt man um eine Enduro nicht herum. 5-Zentner-Reisedampfer kamen aber nicht infrage: zu viel Gewicht, Leistung und Verbrauch. Um die wichtigsten Ersatzteile nur einmal mitnehmen zu müssen, sollten es zwei baugleiche Motorräder sein. Einspritzung war wegen Höhen bis 5000 Metern ein Muss, ebenfalls ABS und geringer Verbrauch. So blieben nur die F 650 GS/Dakar und die Yamaha XT 660R/Tenere übrig. Wegen der riesigen Auswahl an hochwertigem Zubehör fiel die Wahl letztlich auf die BMWs.

Wieso haben Sie sich für Ihre Reiseroute entschieden und was war bei der Planung am schwierigsten?

Wasillay Pampas AyacuchoEigentlich war die Route umgekehrt geplant (Alaska – Feuerland). Nachdem Tom die Vorbereitung wegen einer Armverletzung unterbrechen musste, haben wir den Start um ein halbes Jahr verschoben. Wegen der Jahreszeiten mussten wir damit die Route „umkehren“. Nach der Wiederaufnahme wird nun in Alaska nicht Schluss sein – danach geht es in Asien oder Australien weiter. Am schwierigsten war die Untervermietung unserer Wohnung in Düsseldorf und das Aufgeben der Jobs.

Welches Reiseziel hat Sie bisher am meisten überrascht?

Es sind nicht die Reiseziele, die uns überrascht haben, sondern was uns dort erwartete. Und die Menschen, die die Reise immer wieder so sehr prägen. Wir hätten nicht erwartet, dass wir mit einem Argentinier zu einem Motorradtreffen nach Ushuaia fahren, wo wir auf der Bühne ausführlich vorgestellt und interviewt werden. Schließlich haben sogar die Medien über uns berichtet. Dass wir bei den Unruhen in Chile mitten durch eine Straßenschlacht mit fliegenden Molotows und Pflastersteinen fahren würden, war ebensowenig geplant wie unser pandemiebedingter fünfwöchiger Aufenthalt bei einem amerikanischen Missionars-Ehepaar im tiefsten Canyon der Welt.

Was haben Sie bisher auf der Reise gelernt und welche Tipps würden Sie anderen Motorrad-Reisewilligen mit auf den Weg geben?

BMW Motorrad SüdamerikaEs lässt sich nicht alles vorausplanen. Gute Vorbereitung ist zwar wichtig, doch sich an einen starren Zeitplan oder eine durchgetaktete Route zu klammern, wird der Reise alles Erstrebenswerte nehmen: Denn neue Freundschaften, tolle Erlebnisse und das Finden von Attraktionen am Wegrand kommen meist zufällig. Deshalb hin und wieder einfach mal treiben lassen! Eine wichtige Erkenntnis: Es gibt für jedes Problem eine Lösung, auch wenn die Lage aussichtslos erscheint.

Was sind Ihre nächsten Ziele auf der Reise?

Nach den vielen technischen Problemen der letzten zwei Monate ist das größte Ziel: ohne weitere Pannen reisen können! Für uns geht es zunächst aus den Anden in den peruanischen Regenwald, dann weiter gen Norden nach Ecuador und Kolumbien.

Vielen Dank für das Interview, Thomas und Andrea!