Im zweiten Teil unserer Interview-Reihe stellt sich Julia Hörter mit ihrem Blog girlsgarage unseren Fragen. Julia war schon immer Technik-begeistert und sehr früh Feuer und Flamme für das "Rumwerkeln" an Autos. Als eine der wenigen Autobloggerinnen thematisiert sie auf girlsgarage aber auch das Ansehen und die Rolle von Frauen in der Autoszene.

Stellen Sie sich und Ihren Blog bitte kurz für unsere Leser vor!

Hallo zusammen, ich bin Julia, gehe langsam auf Ende 30 zu und liebe Autos. Ich habe in der Schule schon sehr gerne geschrieben und meine Gefühle kann ich als Texte besser ausdrücken als manch anderer, das sagte man mir jedenfalls öfter.

Ich verfolgte deutsche Blogs mit Begeisterung und hatte tausend Ideen für einen eigenen. Nur haben sich diese Ideen immer wieder geändert und so ging ich in mich und dachte darüber nach, was mich wirklich interessiert und worüber ich auch mit anderen Menschen sprechen möchte und dann war es klar: Autos.

Nun aber einfach einen Autoblog zu starten erschien mir nicht ideal, da ich zwar gerne auch schraube, mein Fahrzeug pflege und auch einiges weiß, aber das tiefe technische Sachverständnis fehlt mir. So blieb die Idee bis zu einem Werkstattbesuch unverwirklicht. Der Besuch dort machte mich so wütend darüber, und auf Nachfrage in Instagram bei Bekannten und Freunden war mir klar, das ist das Thema.

Übrigens wurde ich in der Werkstatt wie ein kleines Kind behandelt, selbst auf meine Erklärung, dass ich weiß, was gemeint ist, fühlte ich mich tatsächlich sehr abschätzig behandelt. Nachdem ich also rausfand, dass dies kein Einzelfall ist, kam es mir sofort: Es musste eine Seite sein für Frauen innerhalb der Autoszene.

Der Bereich ist sehr groß, wir haben Kfz-Technikmeisterinnen unter den Lesern, auch im Team, Motorsportbegeisterte, Rennfahrerinnen, oder eben einfach auch Frauen, die sich von den typischen „Show-Girls“ auf Tuning Treffen abheben wollen und ihre Leidenschaft unter anderen Frauen ausleben wollen. All diesen Frauen gebe ich mit dem Blog eine Bühne – es ist mein absolutes Herzensprojekt. Ich wünsche mir, dadurch mehr Aufmerksamkeit für all diese Frauen zu bekommen.

Wie sind Sie in die Autoszene gekommen und was macht Ihnen an dieser Leidenschaft am meisten Spaß?

In meiner Jugend träumte ich schon von meinem ersten Auto, ich wollte endlich unabhängig sein. Dazu muss ich erklären, dass ich aus einem Dorf komme, nicht ganz klein, aber die Busverbindungen in die Stadt waren grausam. Ich hatte schon vor meiner Volljährigkeit ältere Freunde, die Autos hatten, einer davon war Kfz Mechaniker und wir trafen uns oft bei ihm, um an seinem Auto zu schrauben.

Damals habe ich mich noch nicht getraut, selbst etwas zu machen. Es waren einfach zu viele Jungs und die anderen Mädels hatten gar kein Interesse an den Autos an sich, sondern fanden es einfach nur toll, dass wir nicht vom Bus abhängig waren. Mich nervte das aber, denn ich wollte, wie gesagt, unabhängig sein, auch und besonders von Männern, die Autos haben.

Es war also soweit, ich hatte das große Glück, dass meine Eltern schon lange für meinen 18. Geburtstag vorgesorgt hatten und ich habe dann mit dem gesparten Geld mein erstes eigenes Auto bekommen, es war ein Golf 4 in Silber. Da es mein Auto war, traute ich mich an diverse Tuning Versuche heran, ganz allein – ich wollte ja unabhängig sein. Jedenfalls habe ich so die Seitenblinkerabdeckung getauscht (inklusive Kratzer am Lack) und meine Innenbeleuchtung ausgebaut und die Birne blau gefärbt. Ich schäme mich heute dafür, aber das ist die Geschichte.

Heute liebe ich daran die Verbundenheit mit anderen Gleichgesinnten. Ich habe darüber (ungeplant) meinen Lebensgefährten kennengelernt und durch diese Leidenschaft einen kleinen, aber tollen Freundeskreis aufgebaut. Mir geht es nicht um das teuerste Auto, für mich persönlich zählt die reine Freude an dieser Leidenschaft.

Sie berichten auf Ihrem Blog auch immer wieder über Reisen und Ausflüge – was war bisher die schönste Tour?

Die schönste Tour, die wir mit dem Auto gemacht haben, war definitiv die letzte: Dezember 2019 / Januar 2020, auch generell die letztmögliche Tour vor dem Lockdown. Wir fuhren nach Slowenien, ich wusste nicht mal genau, warum. Wir hatten diesen Trip so spontan gebucht, und ich hatte von einigen Bloggern dort tolle Bilder gesehen und wusste, dass Slowenien eine Art Geheimtipp ist, den viele nicht auf dem Schirm hatten. Das reichte schon, um blind zu buchen.

Slowenien NaturIch plante die verschiedensten Touren und Ausflüge, hatte dabei aber nicht bedacht, dass die meisten nicht im Winter reisen. Was aber gleichzeitig ein Glück war: Der Nationalpark dort war so gut wie menschenleer. Die Strecke war aber auch sehr anspruchsvoll, dennoch haben wir es gemeistert und wurden durch die unglaublich schöne Natur dort wahrlich umgehauen. Einige Sehenswürdigkeiten (auch in der Natur) waren aber geschlossen, aufgrund der eisigen Kälte und Verletzungsgefahr.

Welche anderen Blogs usw. lesen/verfolgen Sie gerne und können unseren Lesern empfehlen?

Ich lese tatsächlich selbst nicht so viele Blogs in Bezug auf Autos, aber den Blog von Jennifer alias pepperandgold (pepperandgold.de) liebe ich sehr, ich verfolge sie und andere Frauen mit dem Interesse an Autos inzwischen öfters auf Instagram.

Vielen Dank für das Interview, Julia Hörter!

 

Bildquellen: girlsgarage.de