Ob auf einer langen Autofahrt in den Urlaub oder auf Kurzstrecken zum Einkaufen: Kinder müssen dem Alter und der Größe entsprechend im Fahrzeug gesichert werden. Bei der Fülle an Babyschalen und Kindersitzen ist es jedoch gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Außerdem sind bei der Sicherung weitere Aspekte zu beachten, z.B. die richtige Befestigung mit dem Gurt.
Wir widmen uns in unserem neuen Artikel ausführlich diesem Thema: Wie sieht es mit den gesetzlichen Vorschriften zum Kindersitz aus? Was ist bei der Sicherung mit dem Kindersitz zu beachten? Wie helfen die Klasseneinstufungen der Kindersitze? Außerdem geben wir Ihnen einen kurzen Überblick zu den Ergebnissen des aktuellen Kindersitz-Tests 2019 vom ADAC und Stiftung Warentest.
Welche gesetzlichen Regelungen gibt es zur Kindersicherung im Auto?
Laut StVO §21 gelten folgende Vorschriften:
- Kinder bis zum Alter von 12 Jahren bzw. Kinder, die kleiner als 150 cm sind, müssen mit speziellen Kindersitzen gesichert werden.
- Die Rückhalteeinrichtungen für Kinder müssen den EU-Richtlinien entsprechen (müssen mindestens nach ECE-Regelung Nr. 44/03 zertifiziert sein) und sie müssen zu Alter und Gewicht des Kindes passen.
- Die Vorschriften beziehen sich auf jedes Kraftfahrzeug, bei dem Sicherheitsgurte vorgeschrieben sind.
Wenn Sie Ihr Kind nicht gemäß dieser Vorschriften sichern, kann ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro verhängt werden. Zudem kann der Verstoß einen Punkt in Flensburg nach sich ziehen.
Ausnahmen gibt es nur, wenn mehrere Kinder im Fahrzeug gesichert werden müssen. So können Sie bspw. ein Kind ab einem Alter von drei Jahren auf der Rückbank ohne spezielle Rückhalteeinrichtung mit den normalen Sicherheitsgurten sichern, sofern die anderen Plätze auf der Rückbank bereits mit Kindersitzen belegt sind und daher keine weitere Möglichkeit zur Kindersitzbefestigung besteht.
Einordnung der Kindersitze nach Klassen
Um leichter den passenden Kindersitz zu finden, werden die Sitze in 5 Gewichtsklassen eingeordnet:
Klasse | geeignet für |
Gruppe 0 | Geburt bis 10 kg |
Gruppe 0+ | Geburt bis 13 kg |
Gruppe 1 | 9 bis 18 kg |
Gruppe 2 | 15 bis 25 kg |
Gruppe 3 | 22 bis 36 kg |
In jeder Gruppe gibt es wiederum je nach Hersteller verschiedene Befestigungssysteme:
Gruppe 0: Autowiege oder Babyschale
Unter Autowiege sind Kinderwagenaufsätze zu verstehen, die auch für den Transport im Auto zulässig sind. Die Befestigung erfolgt entweder mit einem speziellen Gurt oder dem Dreipunktegurt des Fahrzeugs. Diese Befestigungsoptionen gelten auch für Babyschalen. Sie sollten das Kind jedoch nicht zu lange in der Babyschale liegen lassen, da der Rücken durch die gekrümmte Haltung in der Schale Schaden nehmen kann. Übrigens: Dass die Babyschale zu klein ist, erkennen Sie daran, dass der Kopf des Kindes über die Rückenlehne hinausragt.
Gruppe 1: ca. von 9 Monaten bis 4 Jahre
In dieser Gruppe gibt es Sitze mit Fangkörpern, mit spezieller Gurtführung und mit Hosenträger-Gurt-System. Sie unterscheiden sich wie folgt:
Fangkörper vor dem Bauch: Dreipunktegurt wird durch den Fangkörper geführt und sichert damit das Kind. Mit diesem System werden die Belastungen bei einem Frontunfall etwas besser kompensiert als bei Hosenträgersystemen.
Hosenträger-Gurt: Kindersitz wird mit Dreipunktegurt befestigt und besitzt selbst einen Zusatzgurt (Hosenträger-Gurt), der das Kind sichert und individuell eingestellt werden kann. Dabei sollten Sie darauf achten, dass der Gurt eng am Körper anliegt und an die Schulterhöhe angepasst ist.
Spezielle Gurtführung: Dreipunktegurt wird durch Halterung im Schulterbereich geführt – Sicherung von Kind und Sitz in einem
Gruppe 2: ca. 4 bis 7 Jahre
Die Systeme in dieser Gruppe lassen sich folgendermaßen unterscheiden:
Sitzerhöhung mit oder ohne Rückenlehne: Bei Systemen mit Rückenlehne wird der Kopf des Kindes besser geschützt, z.B. wenn es einschläft und zur Seite kippt. Befestigt werden beide Varianten über Armstützen, durch die der Dreipunktegurt geführt wird.
Kindersitz mit spezieller Gutführung: Hier wird der Dreipunktegurt durch eine Halterung im Schulterbereich geführt und sichert damit Kind und Sitz gleichermaßen.
Gruppe 3: ca. 7 bis 12 Jahre
In dieser Gruppe gibt es Modelle mit und ohne Rückenlehne. Bei Modellen ohne Rückenlehne sollte der Kopf alternativ durch eine Kopfstütze gesichert werden, da ansonsten eine hohe Verletzungsgefahr beim Aufprall besteht.
Was ist bei der Befestigung des Kindersitzes zu beachten?
Beim Einbau des Kindersitzes gibt es 2 Optionen: Entweder das Fahrzeug verfügt über Isofix-Halterungen, über die der Sitz verankert wird (ist seit 2013 Pflicht bei Neufahrzeugen) oder der Sitz wird über den Dreipunktegurt befestigt. Beide Varianten sind sicher, unterscheiden sich jedoch bzgl. ihres Bedienkomforts. Mit dem Isofix-System ist der Einbau deutlich leichter, bei Gurtbefestigungen sind Fehler bei der Befestigung wahrscheinlicher. Sie sollten sich bei der Gurtvariante daher auf jeden Fall an die Anleitung zum Kindersitz halten.
Wenn das Kindersitzsystem eine Gurtbefestigung erfordert, so ist das bei fast allen neueren Modellen mit einer Forderung nach der Dreipunkt-Befestigung verbunden. Sie dürfen in diesen Fällen auf keinen Fall alternativ die Zweipunkt-Befestigung wählen. Das verstößt nicht nur gegen die Sicherungsvorschriften, sondern liefert beim Unfall nur einen unzureichenden Schutz.
Kindersitz auf dem Beifahrerplatz oder auf der Rückbank?
Es gibt im Grunde genommen keine Einschränkungen dazu, ob Kinder oder Babys vorn oder hinten im Fahrzeug sitzen, wichtig ist, dass sie auf einer zu ihrem Alter und Gewicht passenden Rückhaltesicherung sitzen und dass der Hersteller des Sitzes sowie der Fahrzeughersteller keine Einschränkungen in der Gebrauchsanleitung macht.
Rückhaltesysteme, die nur entgegen der Fahrtrichtung montiert werden dürfen, dürfen nur dann auf dem Beifahrersitz eingesetzt werden, wenn es dort keinen Airbag gibt oder wenn Sie den Airbag ausschalten können. Derartige Modelle müssen auch mit einem entsprechenden Aufkleber darauf hinweisen. Bei nach vorn gerichteten Systemen ist die Montage auf dem Beifahrersitz erlaubt (außer der Hersteller macht andere Angaben), Sie sollten den Sitz jedoch so weit wie möglich nach hinten schieben, um den Abstand zum Frontairbag zu erhöhen.
Auch wenn es zur Montage hinten oder vorn keine Einschränkungen gibt, sollten Sie den Kindersitz (wenn möglich und sinnvoll) auf der Rückbank befestigen. Das ist der sicherere Platz für Kinder, da sie hier bei einem Unfall in der Regel besser geschützt sind.
ADAC-Test zu Kindersitzen 2019
Kindersitz-Tests wie die vom ADAC und Stiftung Warentest sind eine gute Möglichkeit, bei den vielen Kindersitzmodellen die Auswahl zu erleichtern. Der ADAC testet jedes Jahr Sitze jeder Alters- und Gewichtsklasse.
Beim ersten Test-Teil im Frühjahr erschienen die Ergebnisse zu 31 Babyschalen und Kindersitzen, von denen 23 das Ergebnis "Gut" erhielten, 3 erhielten "Befriedigend", 2 "Ausreichend". Nur ein Modell erhielt die Bestbewertung "Sehr gut" – die Babyschale Maxi-Cosi Jade + 3wayFix. Sie überzeugte vor allem bei der Sicherheitsbewertung. Gerade dabei zeigte ein Modell eine besonders schlechte Leistung und erhielt daher das Gesamtergebnis "Mangelhaft": die Babyschale Chicco Oasys i-Size Bebecare + i-Size Base. Ebenfalls "Mangelhaft" erhielt der Maxi-Cosi TobiFix, hier allerdings durch die erhöhte Konzentration des Flammschutzmittels TCPP.
Bei dem im Herbst 2019 von ADAC und Stiftung Warentest vorgestellten 2. Teil des Kindersitz-Tests zu 20 Kindersitzen haben alle den Frontalaufpralltest bestanden. In puncto Sicherheit gibt es also keine Abstriche. Schlechter sah es jedoch bei der Schadstoffbelastung aus. Hier fielen vier der getesteten Sitze durch. Die Modelle Uppababy Mesa i-Size und Uppababy Mesa i-Size + i-Size Base erhielten die Bewertung "Mangelhaft", weil sie die Grenzwerte für das Flammschutzmittel TCPP überschreiten. Die Modelle Hauck iPro Baby und Hauck iPro Baby + iPro Base enthalten Naphthalin. Der Stoff steht im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Bei beiden lag der Grenzwert über den erlaubten Werten für Spielzeug.
Die gesamten Testergebnisse finden Sie unter: Kindersitz-Test Frühjahr 2019 und Kindersitz-Test Herbst 2019.
Fazit
Die wichtigsten Anforderungen an die Befestigung des Kindersitzes sind:
- Beachten Sie die Vorgaben in der Bedienungsanleitung von Fahrzeug und Kindersitzhersteller.
- Achten Sie darauf, dass die Sitze zum Kindesalter und zum Kindesgewicht passen.
- Zusätzliche Gurte sollten immer fest am Körper anliegen. Als Faustregel gilt: Nicht mehr als eine Handbreit Luft zwischen Gurt und Körper.
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