Lackierung zur Farbangleichung
Bei einer Beilackierung werden nicht nur reparierte Bauteile am Fahrzeug lackiert, sondern auch angrenzende Bauteile. Ziel dieser Reparaturlackierung ist es, einen fließenden, kaum sichtbaren Übergang von der alten zur neuen Lackierung zu erzielen.
Alternative Bezeichnungen sind Spotlackierung, Spot-Repair oder Rapid Repair.
Wie funktioniert die Beilackierung?
Die Beilackierung erfolgt durch ein weich auslaufendes Einlackieren des Farbtons in einen angrenzenden, nicht beschädigten Bereich des Lacks. Im Detail funktioniert das folgendermaßen:
- Schritt: Angrenzendes, unbeschädigtes Bauteil wird matt geschliffen
- Schritt: Angrenzendes Bauteil wird am Rand mit Basislack lackiert
- Schritt: Klarlacküberzug auf alle bearbeiteten Flächen (bei 1-Schichtlackierungen mit Bindemittel)
Die sogenannte Ausnebelung, also das auslaufende Spritzen der benachbarten Flächen, sollte sich auf eine große Fläche verteilen, da sich so ein optisch perfekter Farbübergang leichter realisieren lässt.
Der dadurch entstehende fließende Farbübergang ist für das menschliche Auge kaum erkennbar, denn im Gegensatz zu einem abrupten Wechsel der Lackfarben ohne Beilackierung kann man bei gleitenden Farbtönen keinen Unterschied erkennen. Und das unabhängig von der Lichteinwirkung und dem Betrachtungswinkel.
Ursachen für unterschiedliche Farben nach Einsatz von Reparaturlack
Fahrzeug-Bauteile, die in Folge von Reparaturen neu lackiert werden, weichen optisch immer vom Original-Lack ab. Das hat mehrere Ursachen:
- Verwitterung des Altlacks, z.B. verbunden mit Mikrokratzern oder in Folge von UV-Einstrahlung
- Werkslackierung wird von Spritzrobotern aufgetragen – unter konstanten Temperatur- und Luftfeuchtebedingungen
- verschiedene Lackhersteller und Lackchargen
Kein Lackierer kann diese Bedingungen zu 100 Prozent nachstellen. Der Lackierbetrieb setzt Reparaturlacksysteme ein, deren Material komplett vom Werkslack abweicht. Hinzu kommen Einflüsse wie Spritzabstand, Spritzwinkel und Dicke der Lackschicht, die sich ebenfalls auf die Farboptik auswirken.
Um ein optisch einwandfreies Lackergebnis zu erhalten, ist also neben der sorgfältigen Wahl der Farbvariante das Verfahren der Beilackierung erforderlich.
Streitthema bei der Schadenabwicklung – zahlt die Versicherung die Beilackierung?
Bei der Schadenabwicklung steht immer wieder die Frage nach der Notwendigkeit der Beilackierung im Raum. Versicherer möchten die Kostenerstattungen naturgemäß gering halten und erklären daher oft, dass die Lackierung in angrenzende Lackbereiche nicht erforderlich und daher auch nicht ersatzfähig ist. Sie schätzen diese Arbeiten eher als eine „kosmetische“ Maßnahme ein.
Wenn Sie als Geschädigter die Forderungen mithilfe eines unabhängigen Gutachterbüros durchsetzen, haben Sie in der Regel keine Probleme. Die Gutachten zeigen, dass die Beilackierung aus technischer Sicht notwendig ist.
Entscheidungen zahlreicher Gerichte zeigen zudem, dass die Kosten einer Beilackierung von Versicherungen übernommen werden müssen, wenn sie technisch erforderlich sind (gilt für Teilkasko und Vollkasko), z.B. beim BGH Urteil vom 17.09.2019 (AZ VI ZR 396/18).
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